JSF3_42022
Gerade in turbulenten Zeiten ist es notwendig, vielen jungen Menschen ein sinnstiftendes und erfülltes Leben zu ermöglichen. DOKUMENTATION | 21 rend der Corona-Zeit wenig Inspiration von außen bekom- men und es fehlen ihnen Entwicklungs- und Teilhabemög- lichkeiten. Zugleich haben die jungen Menschen Ängste, die wir ernst nehmen müssen. Wir müssen auch auf die Kinder und Jugendlichen hören“, sagt die Präsidentin Liz Mohn, des Liz Mohn Centers. So äußern die befragten Kinder und Jugendlichen ge- nau, wie sie ihre Welt wahrnehmen: Ein Großteil schätzt das Recht auf freie Meinungsäußerung in unserer Demo- kratie, fühlt sich jedoch von den Politiker*innen nicht wert- geschätzt. Viele der Befragten finden es auch wichtig, einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten, vermissen jedoch einen respektvollen Umgang in der Gesellschaft. Geringe Rolle der Politik Insgesamt spielt Politik jedoch kaumeine Rolle für die jungen Menschen. Für 72 Prozent der Kinder und Jugendlichen ist es irrelevant, in einer politischen Partei aktiv zu sein. Immerhin, für knapp 18 Prozent der Kinder und Jugendlichen ist es wich- tig, Politik aktiv zu gestalten, wobei Jungen (22 Prozent) dem eine höhere Wichtigkeit zuschreiben als Mädchen (14 Pro- zent). Andererseits sind 80 Prozent der jungenMenschen da- von überzeugt, dass sie gerne mehr Verantwortung überneh- men möchten, und fast alle der Befragten behaupten, dass es ihnen sehr wichtig ist, eine erfolgreiche Karriere zu starten. Obwohl einGroßteil der Befragten bereit ist, einen Beitrag zur Gemeinschaft zu leisten, vermisst mehr als die Hälfte einen rücksichtsvollen Umgang in unserer Gesellschaft. Am allerwenigsten glauben daran Personen aus mittelgroßen Städten (70 Prozent Nicht-Zustimmung). Gemischte Gefüh- le gibt es auch bei den Themen Chancengleichheit und Viel- falt. Dass Deutschland für Werte wie „jeder Mensch hat die GleichenChancen undRechte“ steht und dieGesellschaftdies auch so lebt und widerspiegelt, daran glaubt über die Hälfte aller befragten Jugendlichen (53 Prozent) nicht. Der Nachfrage, ob in unserer Gesellschaft die Unterschie- de von Menschen und ihrer Vielfalt als eine Bereicherung angesehen werden, begegnen die Jugendlichen skeptisch und haben keine klare Haltung. Genauso viele Jugendliche stimmen hier zu als auch dagegen (je 42 Prozent). Hilfsbe- reitschaft und die Möglichkeit zur freien Meinungsäuße- rung werden hingegen mehrheitlich positiv aufgenommen. Nur Jugendliche aus Mittelgroßen- und Großstädten sehen „freie Meinungsäußerung“ deutlich pessimistischer als ihre Altersgenoss*innen. Vorbereitung auf die Berufswelt Kinder und Jugendliche stehen unter hohemLeistungsdruck, fühlen sich aber generell gut auf die berufliche Zukunft vor- bereitet und wissen, welche Fähigkeiten und Talente im Be- rufslebenwichtig sind. AuchMut zur Selbstständigkeit, bzw. Geschäftsgründung ist bei den jungenMenschen vorhanden (41 Prozent Zustimmung). Immerhinmeinen 66 Prozent der Kinder und Jugendlichen genügend Unterstützung bei der Berufs- und Studienwahl zu haben. Diese stammt jedoch vornehmlich aus dem eigenen Umfeld. Denn einGroßteil der Jugendlichen (55 Prozent) fühlt sich durch die Schule nicht auf die berufliche Zukunft vorbereitet. Auch ein hohes Bildungsniveau führt nicht automatisch zu demGefühl, dass man gut auf die berufliche Zukunft vorbe- reitet ist. Hier scheinen die Zweifel tendenziell sogar häufi- ger verbreitet als unter weniger gut gebildeten Jugendlichen (58 Prozent vs. 49 Prozent Nicht-Zustimmung). Auchmit zu- nehmender Nähe zum Berufsleben erreicht dieses Gefühl einen bedenklich niedrigen Stand (27 Prozent der 16-18-Jäh- rigen fühlen sich gut vorbereitet, während dies für 43 Pro- zent der jüngeren Teilnehmer*innen der Fall ist). Gerade bei den zukünftigen Berufseinsteiger*innen besteht somit noch Optimierungsbedarf. Insgesamt benötigen ein Viertel aller Kinder und Jugend- lichen deutlich mehr Unterstützung. Dies gilt vor allen für Kinder und Jugendlichemit einemniedrigen Bildungsniveau (28 Prozent). Niederschwellige Angebote müssen gefördert werden, um berufliche Potenziale besser auszuschöpfen. Einfluss des Ukraine-Konflikts Konkret auf den Krieg in der Ukraine angesprochen, äußert die Jugend Deutschlands vor allemAngst und Trauer und die Erfahrung von Kontrollverlust. Dabei ist das familiäre Um- feld die erste Anlaufstelle, umSorgen zu teilen, während vor allem das private Umfeld, Nachrichten und digitale Kanäle als Informationsquellen genutzt werden. www.bertelsmann-stiftung.de —————— Jugendschutz Forum 3-4 | 2022
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